Nach dem Almsommer ist vor dem Almsommer
9. Oktober 2025

Nach dem Almsommer ist vor dem Almsommer

Suche nach gutem Almpersonal startet bereits jetzt für den Almsommer 2026

Traditionell übernahmen die Jungen oder die Alten in der Bergbauernfamilie die Betreuung der Alm während der Sommermonate. Aber das ist heute oftmals anders. Immer öfter arbeiten junge Frauen, die außerhalb der Landwirtschaft ihr Leben bestreiten, einen Sommer auf der Alm. Zum Glück, denn nur dank Almpersonal können viele Almen weiterhin bestoßen - also die Kühe aufgetrieben - werden. So bleiben bäuerliche Traditionen, die Kulturlandschaft und die Artenvielfalt auf der Alm erhalten. Bewirtschaftete Almen mit Ausschank sind ein wichtiger Gästemagnet für die Touristenregionen in den Alpen.

140 Almen zwischen Watzmann und Zugspitze werden von den Bergbauernfamilien der Molkereigenossenschaft Berchtesgadener Land bewirtschaftet und sorgen so für eine intakte Almlandschaft mit artenreichen Wiesen und vielen Insekten. Dabei werden sie immer wieder von neuen Sennerinnen mit ganz individuellen Geschichten unterstützt.

 

Sie haben es gewagt: statt Arbeitsalltag Kühe melken auf der Alm

Franziska aus Altenmarkt ist gelernte Maurerin. Nach Abschluss der Meisterausbildung hat sie sich ihren Traum erfüllt und einen Almsommer auf der Fischunkel-Alm am Königssee verbracht. Im Anschluss hat sie ihr Berufsleben als Bauleiterin begonnen.

Johanna – Schreinermeisterin aus dem Regensburger Landkreis – hat für einen Sommer die Schreinerwerkstatt gegen die Alm getauscht. Nach dem Kennenlernen und einer kurzen Einweisung zum Melken auf dem Lacklehen hatte sie ihren Traumjob gefunden: ein Sommer auf der Halsalm.

Brigitte arbeitete eigentlich im Büro eines Sport- und Schuhgeschäfts im oberbayerischen Chiemgau. Doch einige Sommer tauschte sie ihren Schreibtisch gegen Mistgabel und Melkwerkzeug: Als Sennerin kümmerte sie sich sieben Wochen lang um die Kühe und Kälber eines Bergbauern auf der Kallbrunnalm.

Oftmals sind sie nicht mit Kühen aufgewachsen, haben noch nie eine Kuh gemolken oder ein Kalb getränkt. Sie wollen einfach mal raus, mal etwas ganz anderes tun und vor allem: Zeit für sich haben. Mehr oder weniger unvorbereitet, aber mit einer großen Portion Mut wagen junge Frauen den Schritt und arbeiten als Sennerin für einen Sommer auf der Alm. Für manche bleibt es einer, andere packt das Almfieber und sie kommen über Jahre, um den Sommer über nicht Urlaub in den Bergen zu machen, sondern sich mit Herzblut von frühmorgens bis spätabends um die Kühe auf der Alm zu kümmern, die Milch zu verarbeiten und die Gäste zu bewirten. Nur wenn die Bergbauern-Höfe jedes Jahr wieder das nötige Almpersonal finden, können sie die Almen weiterhin bewirtschaften.

 

Dabei gilt: Nach dem Almsommer ist vor der Saison und so startet bereits im Herbst die Suche nach dem passenden Almpersonal für den Almsommer 2026. Wer Interesse hat, findet die nötigen Informationen beim Almwirtschaftlichen Verein Oberbayern, der quasi als Vermittlerbörse zwischen Interessierten und den Almbauern fungiert: https://almwirtschaft.net/almvermittlung. Der Verein empfiehlt als ideale Vorbereitung zum Erwerb der Grundkenntnisse über Viehhaltung einen Kurs an einer der Tierhaltungsschulen zu absolvieren. Viele Höfe bieten aber im Vorfeld auch an, dass Interessierte zum Probearbeiten kommen, um den Umgang mit den Kühen und das Melken zu erlernen. Ansonsten müssen die Bewerber Verantwortungsbewusstsein und rund drei Monate Zeit mitbringen.

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Almstatistik – Milchvermarktung mit Mehrwert

Aus der Almstatistik des Amts für Landwirtschaft Traunstein ist zu entnehmen: 1837 wurden 127 Almen in der Berchtesgadener Alpenregion bestoßen, 1951 waren es noch 83 mit 654 Kühen, 1983 59 Almen mit 264 Kühen und 1.335 Kälbern und Jungrindern, 2015 55 Almen 297 Kühen und 1.331 Jungrindern und 2019 55 Almen mit 322 Kühen und 1.541 Jungrindern.

Die Statistik zeigt, dass sich die Anzahl der bewirtschafteten Almen seit den 80er Jahren stabilisiert hat. Seither wird die Molkerei Berchtesgadener Land schrittweise zur Markenmolkerei umgebaut, erst ab 1988 die Bergbauern-Milch separat erfasst und vermarktet. Der faire Milchpreis, den die Genossenschaft für ihre Mitglieder erwirtschaftet, ermöglicht vielen landwirtschaftlichen Betrieben die Fortführung der Milchviehhaltung und damit auch die Fortsetzung der Almbewirtschaftung.

Die Molkerei Berchtesgadener Land erfasst heute die Milch von rund 1.600 Landwirt:innen zwischen Watzmann und Zugspitze. Rund 600 Mitglieder der Genossenschaft wirtschaften anerkannt ökologisch, rund 1.000 wirtschaften konventionell. Von Letzteren tragen insbesondere die rund 600 staatlich anerkannten Bergbauern:Bergbäuerinnen zum guten Image und zur besonderen Produktqualität der Milchprodukte der Molkereigenossenschaft bei. Mit ihrer extensiven Bewirtschaftung der vielen kleinen, oftmals im Nebenerwerb betriebenen bäuerlichen Familienbetriebe und den dazugehörigen Almen prägen sie maßgeblich das Bild einer traditionellen bäuerlichen Landwirtschaft in der Bergregion. Diese kräuter- und blumenreichen Bergwiesen und Almweiden geprägte Landschaft ist typisch für die Berchtesgadener Berglandschaft und spiegelt sich auch im Packungsmotiv der Berchtesgadener Land Milchtüten (https://bergbauernmilch.de).

Bildtext:
(1) Brigitte zog es viele Jahre auf die Kallbrunnalm, um den Sommer über dort als Sennerin zu arbeiten.

(2) Franzsika arbeitete einen Sommer lang auf der Fischunkelalm im Nationalpark Berchtesgaden als Sennerin.

(3) Johanna aus Regensburg, Sennerin auf der Halsalm. Hier beim Almabtrieb, ihrem letzten Arbeitstag auf der Alm.

Bildquelle: Molkerei Berchtesgadener Land

 

bsh

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