Wir müssen über den Preis sprechen
31. Januar 2020

Wir müssen über den Preis sprechen

Leistungen der LandwirtInnen wertschätzen, faire Preise zahlen
Molkerei Berchtesgadener Land ist Vorreiter in Sachen Milchpreis

Die Umwelt schützen, das Klima schonen, für sauberes Trinkwasser sorgen, die Artenvielfalt erhalten und gleichzeitig hochwertige Lebensmittel erzeugen – das alles kann Landwirtschaft – aber nur, wenn im Gegenzug die Preise für landwirtschaftliche Erzeugnisse fair gestaltet sind. Dazu müssen als true cost sowohl die wahren Produktionskosten als auch Umweltfolgekosten berücksichtigt werden. Dies ist aktuell die Ausnahme, in der Regel spiegeln die Preise an der Supermarktkasse nicht die wahren Preise wieder. Die Leistungen der LandwirtInnen müssen wieder entsprechend Wertschätzung finden – seitens der VerbraucherInnen, des Lebensmittelhandels, der Ernährungsindustrie und der Politik. Nur dann ist die Zahlung eines fairen Preises flächendeckend denkbar und nicht mehr nur in Ausnahmefällen, wie beispielsweise bei der Molkerei Berchtesgadener Land. Die Genossenschaftsmolkerei geht mit gutem Beispiel voran und zahlt den circa 1.700 LandwirtInnen zwischen Watzmann und Zugspitze seit Jahren einen fairen, überdurchschnittlich hohen Milchpreis von aktuell 44,83 Cent je Kilogramm Bergbauern-Milch (durchschnittlicher Milchpreis 2019).

Das Treffen von Bundeskanzlerin Angela Merkel und Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner mit VertreterInnen des Lebensmittelhandels und der Ernährungsindustrie im Bundeskanzleramt kommenden Montag (03.02.2020) könnte ein wichtiger erster Schritt in Richtung faire Preise sein.

Der Geschäftsführer der Molkerei Berchtesgadener Land, Bernhard Pointner, begrüßt diese Initiative:

„Die Landwirtschaft steht vor enormen Herausforderungen, denn das Spannungsfeld zwischen der nötigen Ökonomie für die Betriebe und der von der Gesellschaft geforderten Leistungen hinsichtlich Ökologie wird immer größer. Es ist zwingend notwendig, dass die zusätzlichen Aufwendungen der Landwirte für eine nachhaltige Bewirtschaftung bezahlt werden. Dazu sind faire Preise entlang der gesamten Lieferkette nötig, damit am Ende der Landwirt für seine Arbeit fair bezahlt werden kann. Die Molkerei Berchtesgadener Land ist bekannt für faire Milchpreise, die wir unseren Landwirten bezahlen. Dies ist nur möglich, weil es uns gelingt die Mehrwerte, die die Landwirte leisten, dem Lebensmittelhandel und dem Verbraucher erfolgreich zu kommunizieren. Beide sind von unseren Produkten überzeugt und bereit einen höheren Preis zu bezahlen. Nur so ist es möglich, dass unsere Landwirte überdurchschnittliche Milchpreise bekommen. Sie erfüllen dafür aber auch viele zusätzliche Leistungen: ohne Gentechnik, Verzicht auf Totalherbizide wie Glyphosat, ausschließlicher Einsatz von Futtermitteln aus Europa, Erhalt der vielfältigen Kulturlandschaft in der Bergregion und, und, und.“

Essentiell in dieser Diskussion ist die Perspektive der LandwirtInnen. Stellvertretend für die LandwirtInnen der Molkerei Berchtesgadener Land bezieht deshalb Bergbauer Alois Kramer Stellung. Er ist seit 6 Jahren Mitglied der Genossenschaft und betreibt seinen 300 Jahre alten Hof mit ca. 40 Kühen in Krün im Zugspitzgebiet:

Herr Kramer, bekommt die Landwirtschaft in Deutschland zu wenig Wertschätzung?
„Gesellschaft und Landwirte haben sich immer weiter voneinander entfernt und entfremdet. Viele Leistungen der Landwirtschaft sind einfach auch nicht bekannt. Und was man nicht kennt, kann man nicht schätzen. So ist die Kulturlandschaft hier in der Bergregion ohne Milchwirtschaft gar nicht denkbar. Erst durch die Beweidung bleiben die Flächen offen und auch vielfältig – so weist eine Bergwiese bis zu 50 Arten an Gräsern und Kräutern auf.“

Die Marktbedingungen für Milchbauern werden zunehmend komplexer und herausfordernder. Dies stellt bäuerliche Betriebe vor teils unlösbare Herausforderungen und führt vielfach zur Betriebsaufgabe. Wie kann diese Entwicklung gestoppt werden?
„Der Strukturwandel der Landwirtschaft in Deutschland setzt sich seit Jahren fort und führt dazu, dass die Strukturen immer noch größer werden. Wichtigste Marktmaßnahme wären höhere Erlöse – am besten als echte Marktpreise anstatt EU-Subventionen. Dass das funktionieren kann, beweist unsere Molkerei. Im Gebiet lag der Strukturwandel 2018 bei 2,68 %, während deutschlandlweit 4,51 % der landwirtschaftlichen Betriebe aufgegeben haben.“

Wie kann ein Miteinander von Verbrauchern und Landwirten gelingen?
„Seit 2014 liefern die Bergbauern aus der Zugspitzregion unsere Milch an die Molkerei Berchtesgadener Land, zum Glück. Denn dort versteht man es, die besondere Wertigkeit der Milch, die wir hier in der kleinstrukturierten Bergregion mit viel Herzblut und kräuterreichen Wiesen erzeugen, gut an den Mann zu bringen. Nur so ist es möglich, dass wir dafür einen deutlich überdurchschnittlichen fairen Milchpreis bekommen. Das zeigt mir, dass überzeugte Verbraucher für ehrliche, hochwertig erzeugte, nachhaltige Produkte sehr wohl bereit sind, mehr zu bezahlen.“

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Bildtext:

(1) Die Molkerei Berchtesgadener Land zahlt ihren Landwirten seit Jahren einen überdurchschnittlich hohen, fairen Milchpreis und sichert so die Existenz kleinbäuerlicher Betriebe.
Bildquelle: Molkerei Berchtesgadener Land

(2) Geschäftsführer der Molkerei Berchtesgadener Land, Bernhard Pointner

(3) Bergbauer Alois Kramer aus Krün im Zugspitzgebiet, Mitglied der Molkereigenossenschaft Berchtesgadener Land

Bildquellen: Molkerei Berchtesgadener Land

(4) Die Molkerei Berchtesgadener Land zahlt national den höchsten Milchpreis in Deutschland. Datenquelle: Monatliches Milchpreisbarometer der Fachzeitschrift top agrar.

Bildquelle: top agrar / www.topagrar.de

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