Piding: Klimawandel, CO2-Bilanzen, Energiegewinnung aus erneuerbaren Quellen: Die Molkereigenossenschaft Berchtesgadener Land suchte nach Möglichkeiten, ihre Mitglieder bei der Gestaltung des geforderten Wandels in der Landwirtschaft zu unterstützen und startete das Projekt „Zukunftsbauer“ zusammen mit dem Handelspartner Penny. Mit der aktuellen Energiekrise steht dieses Projekt ganz im Zeichen der Zeit, weil Landwirte damit bei den nötigen Investitionen in Energiesparpotentiale und Energieerzeugung unterstützt werden. Entsprechend dem Projektplan wurden im Rahmen der ersten Jurysitzung 310.000,- Euro Fördergelder an die ersten 39 Betriebe ausgezahlt. Dazu wurden die eingereichten individuellen Betriebskonzepte von einer Fachjury aus Wissenschaftlern, Energieberater und Vertretern von Penny und der Molkerei geprüft. Bis zu 10.000,- Euro erhielten die teilnehmenden Betriebe als Zuschuss für die geplanten rund zwei Millionen Euro Gesamt-Investitionssumme. Der Schwerpunkt lag auf PV-Anlagen, Energiespeicher und Energieeinspar-Technik. Letztere konzentrierte sich auf die Milchgewinnung, dem größten Energieverbraucher auf den Höfen. Dass die Landwirtschaft ihren Beitrag zur Energiekrise leisten will und kann, zeigt die hohe Beteiligung am Projekt.
Schritt für Schritt zur Förderung
Geplant war das Projekt Zukunftsbauer mit sieben Schritten von der Projektinformation der Landwirt:innen bis zur überprüften Umsetzung. Bernhard Pointner, Geschäftsführer der Molkerei Berchtesgadener Land, und Senior Category Buyer Markus Meinke vom Discounter Penny freuten sich sehr, dass das 2021 gemeinsam entwickelte Energieeffizienz-Projekt auf so große Resonanz bei Verbraucher:innen und Landwirt:innen gestoßen ist. Durch den Spannenverzicht beim Verkauf der Berchtesgadener Land Markenprodukte in den Penny-Filialen in Süddeutschland sowie den national in den Pennyläden erhältlichen Zukunftsbauer-Naturjoghurts kamen innerhalb des ersten Halbjahres 155.000,- Euro in den Fördertopf, den die Molkerei verdoppelte. Zu der zum Start angebotenen Online-Informationsveranstaltung für die Landwirt:innen hatten sich im Herbst 2021 innerhalb weniger Tage 280 Genossenschaftsmitglieder angemeldet. In den folgenden Monaten waren Workshops besucht, Konzepte erarbeitet und die ersten 39 Förderanträge eingereicht, geprüft und die Fördergelder ausbezahlt worden. Auf dem Hof von Regina Mayer in Nirnharting überzeugten sich Pointner und Meinke nun persönlich von den umgesetzten Maßnahmen und übernahmen damit den letzten der sieben Schritte im Projekt. Dabei überbrachten sie die eigens für die teilnehmenden Betriebe entwickelte Förderplakette. Das Fazit von Bernhard Pointner, Geschäftsführer der Molkerei: „Klimaschutz geht nur zusammen. Als Genossenschaft freut es uns besonders ein Förderprogramm umzusetzen, bei dem alle zusammen – Handel, Unternehmen, Landwirtschaft und Verbraucher:innen – an einem Strang ziehen.“ Und Markus Meinke ist überzeugt: „Gerade in der aktuell unsicheren Zeit ist es umso wichtiger auf erneuerbare Energien zu setzen bzw. die Einsparung von Energie zu unterstützen. Auch die Energie-Unabhängigkeit ist für jeden einzelnen Bauern wichtiger denn je, um weiter steigende Betriebs- und damit auch Milcherzeugungskosten abzufangen. Mit unserem „Zukunftsbauer“ liegen wir hier absolut am Puls der Zeit“.
Das Thema Energieeffizienz auf die Höfe bringen
Ziel des Projektes war, die Landwirt:innen über das Thema Energieeffizienz in der Landwirtschaft zu informieren und im Projekt mit jedem Interessierten individuell und firmenunabhängig ein energieoptimierts Betriebskonzept für die Bewerbung zu erstellen. Alle Interessierten mussten sich dazu zum Start für ein Online-Seminar anmelden. Dort erfuhren die Teilnehmenden die genauen Vergabekriterien und was unterstützt werden kann. Im nächsten Schritt nahmen die Landwirt:innen an einer Schulung „Energieeffizienz in der Landwirtschaft“ im Rahmen der Wissenswerkstatt in der Molkerei teil und lernten dabei verschiedenste Maßnahmen zur Energieeinsparung, Effizienz und Ausbau erneuerbarer Energien kennen. Energieberater besuchten im Anschluss die teilnehmenden Betriebe, analysierten die Energiefresser auf den Höfen und gemeinsam vor Ort wurden die Optimierungen in einen Maßnahmenplan zusammengefasst, der dann inklusive Kostenvoranschlägen als Konzeptantrag für eine Prämie eingereicht wurde. Dabei wurden mindestens zwei aus den fünf Energiebereichen Einsparen, Effizienz, Aufzeichnung, Eigenproduktion oder Eigenstromnutzung bei den geplanten Maßnahmen berücksichtigt. Im Rahmen der ersten Jurysitzung wurden diese Anträge nun kürzlich bewertet und die Prämien beschlossen. Insgesamt 310.000,- Euro standen zur Vergabe zur Verfügung. Jede eingereichte Maßnahme erhielt dabei bis zu 40 Prozent der Investitionssumme und maximal 10.000,- Euro. Bei den geförderten Maßnahmen handelte es sich u.a. um 16 PV-Anlagen und 23 Speicher, 12 LED-Beleuchtungen, 10 Frequenz-Vakuumpumpen, 11 elektrisch betriebene Arbeitsgeräte und 11 Hackschnitzelheizungen. Die umgesetzten Projekte spiegeln das breite Feld der Möglichkeiten zur Steigerung der Energieeffizienz auf den landwirtschaftliche Höfe wider.
Der Fördertopf ist zwischenzeitlich schon wieder auf die Summe von rund 100.000 EUR angespart und die nächste Jurysitzung bereits für November geplant. Ab September geht zusätzlich ein Teil der Handelsspanne für den neuen vierfach sortierten Zukunftsbauer-Fruchtjoghurt der Eigenmarke Penny in den Fördertopf. Das Projekt ist mittelfristig – vorerst für drei Jahre – angesetzt.