Piding: Verbraucher:innen sowie Gäste waren vom Bayerischen Bauernverband eingeladen mit Landwirt:innen und Vertretern von Politik und der heimischen Molkereigenossenschaft Berchtesgadener Land Interessantes über Leben und Wirtschaften auf den Almen zu erfahren. Ziel war, die Bedeutung der Almwirtschaft für Landwirtschaft, Natur und auch Tourismus im Berchtesgadener Land aufzuzeigen. Kreisobmann Hans Gruber begrüßte die Teilnehmenden am Samstagmorgen um 9:00 am Parkplatz am Taubensee, wo der aus insgesamt 11 Informationstafeln bestehende Almerlebnisweg als Rundweg zu Mordau-, Moosen- und Lattenbergalm startet. Unter den Teilnehmenden waren neben Landwirt:innen auch Landrat Bernhard Kern, drei Bürgermeister von umliegenden Gemeinden, eine Vertreterin vom Landesbund für Vogelschutz und die Mitarbei-terinnen der heimischen Molkerei.
Ziel der Informationswanderung war der 2016 neu gebaute Almkaser der Familie Koller aus Bischofswiesen. Auf der rund 2 ½ stündigen Wanderung informierte Sylvia Schindecker, Leiterin Abteilung Landwirtschaft der Molkerei Berchtesgadener Land, die Gruppe mit Kurzreferaten zur Bedeutung und Geschichte der Almwirtschaft, der Weidehaltung und ihren positiven Auswirkungen auf die Biodiversität. Oben angekommen stärkte man sich mit einer deftigen Almbrotzeit und diskutierte in Kleingruppen weiter über den Aufwand und die vielfältigen Leistungen der Almwirtschaft.
Hans Gruber, seit kurzem Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbands, freute sich, dass er mit der Einladung zum Informationsaustausch zur Bedeutung der Almwirtschaft so reges Interesse wecken konnte. Zu den Wandernden mit landwirtschaftlichem Hintergrund gehörten u.a. die neu gewählte zweite Kreisbäuerin Heidi Sulzauer sowie Kati Brandner und Gabriele Thanbichler vom Kreisverband und Matthäus Michlbauer von der Traunsteiner Geschäftsstelle des Bayerischen Bauernverbands. Aus der Politik waren neben Landrat Bernhard Kern auch die Bürgermeister Rudi Fendt aus der Ramsau, Wolfgang Simon von Schneitzelreuth und Wolfgang Hartmann aus Freilassing der Einladung gefolgt. Noch vor dem Start informierte Kati Brandner über die Freiweide, die auf den Weiden entlang der Alpenstraße zum Beispiel vom Leyererhof, aber auch rund um den Weiden Richtung Hintersee betrieben wird. Die Kühe können sich in dieser Region komplett frei bewegen. Eingegrenzt sind die Gebiete durch Viehsperren, wie die Eisenstangen genannt werden, die die Straßen unterbrechen, über die die Tiere mit ihren Klauen nicht laufen. Von Einheimischen und Gästen ist hier Rücksicht und oftmals auch Geduld gefordert, denn die Kühe lassen sich weder von Autos noch von Wanderern aus der Ruhe bringen und überqueren unabhängig vom Verkehr ganz entspannt die Fahrstraßen.
Der Almerlebnisweg, dessen ersten Teil man für die Wanderung ausgewählt hat, besteht bereits seit 20 Jahren und wurde von der Gemeinde Ramsau in Kooperation mit der Molkerei Berchtesgadener Land entwickelt. Während die aus Lärche gefertigten Aufsteller mit Schindeldach der Witterung standgehalten haben, wurden die Tafeln selbst vor rund 10 Jahren erneuert. Sylvia Schindecker nutzte die Tafeln um über Almwirtschaft mit Niederleger, Mittelleger und Hochleger, über den Lebensraum Alm, die Arbeit auf der Alm, die Entwicklung der Kaser ebenso wie über die Milchverarbeitung auf der Alm zu informieren. Nur eine offene Alm ist ein Hotspot der Biodiversität und Artenvielfalt. So sahen die Teilnehmer, wie viele Blumen und Kräuter auf den offenen Weideflächen wachsen, die dann wieder für Bienen, Schmetterlinge und Insekten als Nektarquelle dienen, während der Waldboden dagegen eher artenarm ist. Die Almbewirtschaftung ist ein wichtiges wirtschaftliches Standbein in der Landwirtschaft der Bergregionen – und das gilt weltweit. Während die Kühe die Almflächen durch die Beweidung offen halten, liefert die Alm im Sommer das Fut-ter für die Tiere. Aufgetrieben wird im Mai/Juni auf den Niederleger. Wo vorhanden, wird das Vieh dann im Juli auf den Mittelleger, im August auf den Hochleger und dann wieder zurückgetrieben. So gesehen ist das Almleben ein Nomadenleben, denn man wandert mit den Tieren immer der Vegetation nach. So können die hofnahen Flächen im Tal für die Erzeugung des Winterfutters genutzt werden und damit mehr Tiere gehalten werden.
Auf der Mordaualm angekommen informierte Katharina Koller vom Hinterkeilhoflehen in Bischofswiesen über den neuen Kaser, den man 2016 nach Rücksprache mit allen nötigen Ämtern auf der Mordau bauen durfte. Davon profitiert haben auch die weiteren Kaser vom Gschosslehen und Kederbachlehen, denn alle drei sind heute ans Strom- und Wassernetz angeschlossen. Tochter Katharina, die diesen Sommer zusammen mit Franziska Bindl als Sennerin die 18 Pinzgauer versorgt, führte die Gruppe durch den Kaser – von Stall über die Stube bis zur Kammer und den Heuboden unterm Dach.
Hans Gruber bedankte sich für die umfassenden Informationen und bei den Wanderern für das Interesse. Nach anfangs leichtem Nieselregen wurden alle zusammen mit Sonnenschein auf der Alm belohnt.