Wenn Eva Lederer bei der Kinderführung der Molkerei Berchtesgadener Land nach drei Freiwilligen frägt, meldet sich meist die ganze Klasse. Jeder möchte wissen, was in den drei Milchkannen steckt, mit denen den Schulkindern an der ersten Station sensorisch mehr über Kühe vermittelt wird. „Aber eigentlich seid ihr ja schon Kuh-Experten, ihr wart ja alle schon auf dem Bauernhof“, sagt sie zu den jungen Besucher:innen. Seit Mitte Juni bietet die Molkerei für Schulklassen spezielle Kinderführungen an. Warum ein Besuch auf einem der 1.800 Bauernhöfe der Genossenschaft zuvor Pflicht ist, was sie aus den ersten Kinderführungen gelernt hat und wie sie die Ferien-Pause nutzt, erklärt Eva Lederer als Projektleiterin des neuen Pädagogik-Konzepts der Molkerei.
Eva Lederer begrüßt stets zusammen mit einer Kollegin die 20 bis 30 Kinder in der Molkerei. So kann sie sicherstellen, dass auf ihrem Weg vom Empfang über die Abtankhalle zum Besucherbalkon bei der neuen Flaschenabfüllanlage zum Gymnastikraum alle Kinder sicher ankommen. „Bei den Erstklässlern hatten wir auch letztens ein Seil, an dem sich alle festgehalten haben“, erzählt die 34-Jährige. Seit Anfang dieses Jahres kümmert sich Eva Lederer um die Ausarbeitung des Pädagogikkonzepts der Molkerei. Zusammen mit vielen engagierten Bauern:Bäuerinnen, die den Schulkassen auf dem Hof einen Einblick in die Landwirtschaft geben, will sie Kindern den Bezug zur Landwirtschaft und zu wertvollen Lebensmitteln vermitteln. Für die 2-fache Mama auch persönlich ein zentrales Anliegen.
Mitte Juni sind die ersten Kinderführungen gestartet. Neun Klassen mit insgesamt 213 Kindern haben bis dato die heimische Molkerei besichtigt. 1- bis 2-mal wöchentlich kommen die Kinder zu Besuch. Das Interesse bei den Schulen aus der Region ist groß – zahlreiche Termine nach den Ferien stehen bereits fest.
Im Gegensatz zu den Erwachsenenführungen sind diese kürzer, mehr auf das Erleben ausgerichtet und neben der üblichen gemeinsamen Brotzeit gibt es auch noch einen Mitmach-Teil: Im betriebseigenen Gymnastikraum der Molkerei betätigen sich die 6- bis 10-Jährigen beim Butterschütteln durchaus auch sportlich. Zuvor lassen die Kinder bei der Alm im Eingangsbereich mit Blick auf die lebensgroße Steiff-Stoffkuh „Resi“ nochmal den Besuch auf dem Bauernhof Revue passieren. Dieser Besuch vorab ist verbindlich erklärt Eva Lederer. „Die Kinder sollen wieder den Bezug zur Landwirtschaft bekommen und den kann niemand besser vermitteln als unsere Bauern:Bäuerinnen.“ Außerdem soll den Schüler:innen der Bezug zur Region vermittelt und das Genossenschaftsprinzip veranschaulicht werden. Und schließlich startete der Weg der Milch mit der Kuh am Bauernhof.
In der Molkerei sehen die Kinder dann wie die Milchsammelwagen die Milch anliefern. Die großen Lastwagen faszinieren die kleinen Besucher:innen genauso, wie das Ergebnis auf der LKW-Waage. Wo normalerweise das Gewicht der Laster mit der geladenen Milch erfasst wird, dürfen sich bei der Kinderführung die Schulkassen wiegen. „Sehr lustig, was da manchmal vorher geschätzt wird“, lacht Eva Lederer. Auf dem Besucherbalkon in der neuen Produktionshalle sehen die Kinder wie mit der neuen Flaschenabfüllanlage bis zu 12.000 Glasflaschen Bergbauern-Milch pro Stunde abgefüllt werden. Dann geht’s weiter zur Fragerunde und zum Butterschütteln.
Am meisten überrascht hat Eva Leder bis jetzt wie umweltbewusst die Grundschulkinder sind. Wenn sie ihnen erklärt, dass Müll auf einer Kuhweide Umweltverschmutzung und eine Gefahr für die Tiere ist, erntete sie immer Zustimmung und viele Erzählungen und Bespiele. Die kommende Ferienzeit nutzt Eva Lederer nun für weitere Bausteine des Pädagogikkonzepts wie den Aufbau von Kooperationen und justiert die Kinderführungen nochmal nach.“