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Tour zur Halsalm

Warum dürfen Kühe hier in den Nationalpark und was hat
das mit traditionellen Alm- und Weiderechten zu tun?

Die abwechslungsreiche Rundwanderung führt durch den Nationalpark Berchtesgaden zur 1.211 Meter hoch gelegenen, traditionell bewirtschafteten Halsalm. Die Alm ist eine der bewirtschafteten Almen im Nationalpark Berchtesgaden. Sie wird von Bergbauern:bäuerinnen der Molkerei Berchtesgadener Land bewirtschaftet. Auf der Tour erklären wir dir, weshalb hier im Nationalpark Kühe auf die Alm dürfen und was es mit alten Weiderechten auf sich hat. Der einmalige Ausblick auf den Hintersee ist ein weiteres Highlight der Tour.    

 

Wegbeschreibung:

Vom Parkplatz Hintersee aus führen zwei Wanderwege zur Halsalm.

Variante 1
Vom Parkplatz Hirschbichlstraße kurz nach dem Hintersee startet der Weg an der Nationalpark-Infostelle. Zunächst führt dich der Pfad bergan steil durch einen Wald, öffnet sich dann aber und überrascht dich mit einer grandiosen Bergkulisse. Kurz vor der Halsalm kommst du auch zu einem Infopoint über Bartgeier.  

Der Rückweg führt dich von der Halsalm in nord-östlicher Richtung auf einem schmalen Saumpfad über die Alm. Schon nach nur kurzer Gehzeit erreichst du eines der Highlights der Tour: Das fantastische Panorama mit Blick über den Hintersee und das Ramsauer Tal. Der Weg hinunter bringt dich zum Parkplatz Halsalm, von dort folgst du der Asphaltstraße zurück zum Hintersee und von dort zum Startort der beschriebenen Tour am Parkplatz Hirschbichlstraße.

Variante 2
Die Wanderung vom Hintersee zur Halsalm kann als leichter Wandersteig aufwärts und zurück über einen gut begehbaren Wirtschaftsweg durch den Wald und umgekehrt jeweils als Rundweg begangen werden. 

 

Daten:

  • Beste Zeit: Frühling bis Herbst
  • Almbetrieb ca. Mitte Mai bis Sept./Okt. (je nach Witterung)
  • AV-Weg 63 vom Hintersee // von der Halsalm ins Klausbachtal auf AV-Weg 472
  • Leichte Almwanderung
  • Höhenmeter: 540 m
  • Höchster Punkt: 1.211 m
  • Strecke: ca. 6,3 km
  • Gesamtgehzeit: 2 ¾ Stunden
  • Wegpunkte: Parkplatz Hintersee – Halsalm - Hintersee
  • Talort: Ramsau (670 m) am Nordfuß des Hochkalter
  • Ausgangsort: Parkplatz Hirschbichlstraße am Ende der Fahrstraße in Richtung Hirschbichlpass, ca. 1 km nach dem Hintersee
  • Die Tour kann in beiden Richtungen begangen werden.
  • Alternativer Ausgangsstart: Parkplatz Hintersee.
  • Alternativroute

Einkehrmöglichkeiten auf der Tour:

Halsalm: traditionell bewirtschaftet. Einfache regionale Brotzeiten inklusive selbstgemachtem Käse.  

Öffnungszeiten: ca. Mitte Mai bis Anfang Oktober

Gasthaus Auzinger (Gastwirtschaft und Gästezimmer):
Mit ihrer gut bürgerlichen Küche legt Familie Hillebrand besonders Wert auf regionale Zutaten und saisonale Schmankerl. Gekocht wird mit Milch und Milchprodukten der Molkerei Berchtesgadener Land.  

Familie Hillebrand 
Hirschbichlstr. 8
83486 Ramsau

Tel.: +49 (0) 8657 230
info@auzinger.de
www.auzinger.de

Nationalpark – das bedeutet in der Kernzone die Natur sich selbst zu überlassen. Anders in der Pflegezone, die im Nationalpark Berchtesgaden mit rund 25 Prozent der Fläche besonders groß ist. Dort wird in Teilbereichen traditionell Almwirtschaft betrieben. Als Kulturland mit einer heute üppigen Artenvielfalt sind die Almen einst durch die Besiedelung ab dem 8. Jahrhundert entstanden. Nur wenn sie – wie z.B. auf der Halsalm durch Familie Wegscheider vom Lacklehen in der Ramsau – auch weiterhin bewirtschaftet werden, bleiben diese besonders artenreichen Wiesen erhalten.  

Infotafeln mit zusätzlichen QR-Codes zu weiterführenden Themen informieren auf dem Rundweg, weshalb Landwirte im streng geschützten Nationalpark Viehwirtschaft betrieben werden darf und was z.B. hinter der Idee der Trennung von Wald und Weide steckt.

 

Highlight 1

Almwirtschaft auf der Halsalm hat eine jahrhundertelange Tradition 

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Die bei Gründung des Nationalparks bestehenden 33 Almen mit ihren 48 Berechtigten und 2 Pächtern bestehen noch heute. Eine davon ist die Halsalm, die von Familie Wegscheider aus dem Ramsauer Tal bewirtschaftet wird. 

Der Kaser ist schon seit dem 13. Jahrhundert im Besitz der Bergbauernfamilie. Die Weiderechte für rund 30 Hektar liegen auf Flächen, die dem Nationalpark bzw. angrenzenden Bauernhöfen vom Hintersee gehören. Neben den Weiderechten gehören auch noch Holzrechte zur Alm – das heißt, dass das Holz zum Heizen, aber auch Holz für notwendige Renovierungsarbeiten am Kaser im Staatswald in Abstimmung mit dem Förster geschlagen werden darf.  

Weitere Almen, die von Mitgliedern der Molkereigenossenschaft Berchtesgadener Land betrieben werden, sind neben der Halsalm z.B. die Bindalm beim Hirschbichlpass und die Fischunkelalm hinter dem Königssee am Obersee gelegen. Dort, wo die Milch nicht ins Tal gebracht werden kann, wird sie vor Ort zu Käse und Butter verarbeitet oder auch als frische Milch ausgeschenkt.

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Highlight 2

Strenge Regeln im Nationalpark - Trennung von Wald und Weide  

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Die Trennung von Wald und Weide ist außerdem ein schon seit den 1960er-Jahren verfolgtes Ziel des bayerischen Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. Zum einen soll die traditionelle Almwirtschaft erhalten bleiben, zum anderen soll der wertvolle Berg- und Schutzwald von für ihn nachteiligen Waldweiderechten entlastet werden.  

Ungefähr die Hälfte – also rund 260.000 Hektar – der bayerischen Alpen sind mit Wald bedeckt. Bergwälder bieten den Menschen und der Infrastruktur im bayerischen Alpenraum einen wirksamen Schutz vor Naturgefahren wie Steinschlag, Muren, Hangrutschungen oder Lawinen. Sie schützen den Boden aber auch vor Erosion, haben eine besondere Bedeutung für den Hochwasserschutz und spenden sauberes Trinkwasser. Gleichzeitig liefern sie den nachwachsenden Rohstoff Holz.

Die meisten der heutigen Weiderechte in den bayerischen Alpen wurden Anfang des 19. Jahrhunderts nach der Säkularisation des Kircheneigentums neu festgeschrieben. Als im April 1958 das Gesetz über die Forstrechte in Bayern in Kraft trat, waren rund 120.000 Hektar Bergwald in Oberbayern mit Weiderechten belastet. Dies entsprach in etwa zwei Drittel der Staatswaldfläche, auf der sich die Mehrzahl der Weiderechte konzentrierte. In den letzten Jahrzehnten ist es gelungen, auf mehr als der Hälfte der ehemals weiderechtsbelasteten Flächen in den bayerischen Alpen Wald und Weide zu trennen. Heute existieren im bayerischen Staatswald noch auf etwa 50.000 Hektar Weiderechte mit Schwerpunkt in den oberbayerischen Alpen. Auf rund der Hälfte dieser Fläche wird die Waldweide noch aktiv ausgeübt.

Highlight 3

Klimawandel – Spürbare Auswirkungen auf das Almleben 

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Im Rahmen des Forschungsprojektes wurden verschiedene Messstellen in der Pflegezone im Nationalpark eingerichtet. Eine Messstelle hierzu war auf den Almwiesen auf der Halsalm. Derzeit werden die ermittelten Daten ausgewertet.

Der Auftriebszeitpunkt sowie die Anzahl der Tiere ist seit Jahrhunderten in Almweiderechten festgelegt und ist mit der Gründung des Nationalparks 1978 auch fester Bestandteil der Zusammenarbeit zwischen Nationalpark und Almbauern.

 

Eine Maßnahme aus den Ergebnissen könnte sein, dass der Auftrieb der Tiere zukünftig schon früher erfolgen darf. Ist die Vegetation schon zu weit fortgeschritten, bis die Kühe auf die Alm kommen, werden die schon verholzten Pflanzenteile nicht mehr abgefressen und der Aufwand zum Freihalten der Weide – das Schwenden – würde deutlich steigen.

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Highlight 4

Was genau ist ein „Bergbauer”? Was zeichnet Almwirtschaft aus?

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Darüber hinaus gibt es weitere Kriterien, die die Wirtschaftsweise der Bergbauern auszeichnen. Viele der Bergbauern betreiben neben dem Talhof auch eine Alm. So leben die Kühe von Frühjahr bis Herbst auf der Alm. Die hofnahen Flächen können daher im Sommer für die Ernte des Winterfutters genutzt werden.

Bergbauernhöfe wirtschaften nachhaltig und verzichten auf Intensivdüngung und Massentierhaltung. Sie halten überwiegend Zweinutzungsrassen wie das sogenannte Fleckvieh und z.B. Pinzgauer. Ganz wichtig: Die hiesigen Milchkühe sind keine hochgezüchteten „Milch-Leistungs-Sportler" mit jährlichen Spitzenleistungen. Bergwiesen und Almweiden sind eine hervorragende Futtergrundlage mit vielfältigem Artenreichtum an Gräsern, Kräutern und sogar Heilpflanzen. Die Kombination all dieser Faktoren ergibt als Endprodukt Bergbauern-Milch mit bestem Geschmack und wertvollen Inhaltsstoffen. 

Highlight 5

Milchverarbeitung – was passiert mit der Milch auf der Alm?

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Auf der Halsalm wird die Milch im Sommer vor Ort vom Sennpersonal verarbeitet. Dann heißt es die Milch zentrifugieren, also zu Rahm und Magermilch zu trennen. Der Rahm kann dann zu Butter geschlagen werden, wobei die Buttermilch als Nebenprodukt entsteht. Für Topfen oder auch Käseherstellung muss die Milch erwärmt und mit Lab und Milchsäurekulturen versetzt werden, um aus dem gewonnenen Käsebruch Frischkäse oder gereifte Käsesorten herzustellen. Die Produkte werden an Ort und Stelle an die Wanderer als Brotzeit ausgegeben und auch zum Mitnehmen angeboten.  

Nach dem Almabtrieb im Herbst werden die Kühe im Heimat-Hof gemolken und die Milch zur Molkerei Berchtesgadener Land geliefert. 

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Highlight 6

Kuhrassen - Kuh ist nicht gleich Kuh

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Pinzgauer: die „Bergziegen“ unter den Rinderrassen. Familie Wegscheider vom Lacklehen in der Ramsau – eines der 1.600 Mitglieder der Molkereigenossenschaft Berchtesgadener Land – hält schon seit Jahrzehnten auch Pinzgauer Rinder in der Herde. Die kastanienbraune Färbung mit der charakteristischen Rücken- und Bauchblässe ist einzigartig. Die wachsgelben Hörner haben schwarze Spitzen.  

Pinzgauer Rinder stammen, wie der Name schon sagt, aus dem benachbarten österreichischem Pinzgau. Früher in den Ostalpen weit verbreitet, wird die Rasse heute auf der Roten Liste der aussterbenden Rassen geführt.  

Es ist eine klassische Zweinutzungsrasse für Milch und Fleisch. Die Tiere sind relativ klein, leicht und dementsprechend beweglicher. Und sie sind bezüglich des Futters viel genügsamer, benötigen weniger Energie im Futter. Durch ihr geringeres Gesamtgewicht verursachen sie weniger Trittschäden auf den Almwiesen, die sich in der kurzen Vegetationsperiode in den Bergen immer nur langsam davon erholen können.

Fleckvieh: Rund 98 Prozent der Rinder im Einzugsgebiet der Molkerei Berchtesgadener Land gehören der Rasse Fleckvieh an, so wie die meisten Kühe rund um Berchtesgaden. Du erkennst Fleckvieh an der typischen hellbraunen (auch hellgelben bis dunkelrote) Farbe auf weißem Grund mit einer variationsreichen Scheckung. Der Kopf ist bei diesen stolzen Tieren meist weiß. Fleckvieh zählt als klassische Zweinutztierrasse. Die Kühe geben Milch, die männliche Kälber liefern wertvolles Fleisch.  

Die Rasse stammt ursprünglich aus dem Schweizer Simmental und kam vor ca. 180 Jahren aus der Schweiz ins Tegernseer Tal. Diese Kühe waren etwas größer als z. B. die Pinzgauer Rinder, Murnau-Werdenfelser oder das Allgäuer Braunvieh und gaben zudem mehr Milch – der Ursprung der Züchtung des Deutschen Fleckviehs, wie die Rasse heute heißt. Zusätzlich spielen bei der Züchtung Eigenschaften wie Fitness, Gesundheit und z.B. Robustheit der Tiere eine wichtige Rolle. Schnell hatte sich die gute Milch- und Fleischqualität herumgesprochen und weitere Landwirt:innen wollten Tiere der Rasse haben.  

Die Landwirt:innen der Molkerei Berchtesgadener Land setzen zu rund 98 % auf das Fleckvieh. Durchschnittlich geben diese Kühe bei traditioneller, für Rinder typischen Fütterung mit Gras (frisch bzw. haltbar gemacht als Heu und Silage) als Grundfutter rund 6.000 bis 7.500 Liter Milch im Jahr. 

Highlight 7

Sennpersonal auf der Alm 

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Senner:in – das klingt für viele nach Traumjob mit besten Aussichten. Doch verbunden ist damit auch ein langer und anstrengender Arbeitsalltag:

  • Der Wecker klingelt jeden Tag früh morgens, egal, ob Arbeitstag oder (rein theoretisch) Wochenende – denn die Tiere wollen täglich versorgt werden.
  • Der erste Weg führt auf die Weide, wo es losgeht mit dem Zählen der Rinder. Denn auch unter Kühen gibt es „Zicken“, die regelmäßig ausbüxen und wieder eingefangen werden müssen.
  • Als Nächstes werden die Kühe gemolken.  
  • Die handwerklichen Arbeiten übernimmt auf der Halsalm der Almbauer selbst. So muss im Laufe des Sommers das ein oder andere Loch im Weidezaun repariert und die Ampferstauden mit der Sense gemäht werden.
  • Aber die Milchverarbeitung ist Arbeit des Sennpersonals: Sie wird zu Butter und Käse weiterverarbeitet und den Almgästen kredenzt.
  • Wenn die Alm bewirtschaftet ist, geht’s gegen Mittag und den Nachmittag über ans Bedienen der Gäste. Bis es am Abend wieder heißt: Rinder zählen, Kühe melken, irgendwann alle Schotten dicht machen und schließlich früh schlafen gehen – denn der nächste Tag kommt eher als gedacht …  
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Highlight 8

Geierbeobachtungsstation

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Die Geierbeobachtungsstation nahe der Halsalm im Nationalpark Berchtesgadener Land bietet Besucher:innen die einzigartige Möglichkeit, Bartgeier und andere Greifvögel in ihrer natürlichen Umgebung zu beobachten. Diese Station wird von Ehrenamtlichen und Mitarbeitenden des Nationalparks sowie des Landesbundes für Vogelschutz (LBV) betreut und ist besonders in den Sommermonaten von Juni bis Oktober aktiv.

Die Almwirtschaft spielt eine entscheidende Rolle für das Leben der großen Greifvögel in dieser Region. Durch die traditionelle Bewirtschaftung der Almen wie der Halsalm wird die Landschaft offen gehalten, was wiederum den Greifvögeln zugutekommt. Die Weideflächen bieten den Vögeln nicht nur Jagdgebiete, sondern auch Nistplätze und Rückzugsorte. Zudem sorgt die Almwirtschaft für eine nachhaltige Nutzung der Naturressourcen, was die Biodiversität fördert und das ökologische Gleichgewicht unterstützt.

Highlight 9

Klausbachhaus

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Die Nationalpark-Infostelle Hintersee  liegt am Eingang zum Klausbachtal. Das denkmalgeschützte Bauernhaus, auch bekannt als Klausbachhaus, beherbergt eine interaktive Dauerausstellung mit dem Titel „1000 Jahre Auf und Ab“. Diese Ausstellung widmet sich der langen Tradition der Almwirtschaft und deren Bedeutung für den Nationalpark Berchtesgaden.

Die Ausstellung im Erdgeschoss zeigt die Geschichte und Entwicklung der Almen im Nationalpark, den Einfluss des Menschen auf die Almweiden und stellt alte Nutztierrassen vor. Eine virtuelle Almbäuerin erzählt von ihrem Leben und den Herausforderungen der Almwirtschaft. Obergeschoss wird die Artenvielfalt auf den Almen thematisiert, einschließlich typischer Almpflanzen, Insekten und Tiere der Dämmerung.

Das Klausbachhaus ist nicht nur ein Informationszentrum, sondern auch Ausgangspunkt für zahlreiche Wandertouren im Nationalpark. Es bietet zudem einen traditionellen Bauerngarten und einen „Sinnesgarten“ mit Barfuß-Parcours und Klangstationen.

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