Piding: Die schön anzusehenden gelb blühenden Kreuzkräuter, die inzwischen auch in Bayern an vielen Straßenrändern zu entdecken sind, sind für Rinder und Pferde hochgiftig, weil leberschädigend. Statt mit chemischen Mitteln wird die in Übersee befallene Wiese nun schon im vierten Jahr manuell behandelt. Dazu trafen sich 25 Freiwillige um Familie Gnadl zu unterstützen, die dort einen Naturlandbetrieb in Übersee bewirtschaftet und ihre Milch zur Molkerei Berchtesgadener Land liefert. 30 Säcke mit den giftigen Pflanzen wurden in mühsamer Handarbeit gesammelt und müssen nun über die Verbrennung entsorgt werden.
Stefan und Birgit Gnadl bewirtschaften zusammen ihren Milchviehbetrieb seit 24 Jahren nach den ökologischen Richtlinien des Naturland Verbands. Die Milch liefern sie an die Molkerei Berchtesgadener Land. Vor ein paar Jahren waren der Tierheilpraktikerin die ersten gelben Blumen in einer ihrer eher feuchten Wiesen, die die Gnadls südlich vom Chiemsee bewirtschaften, aufgefallen. Schnell war klar: Es handelt sich um das giftige Wasser-Kreuzkraut, das sich auf dem Standort scheinbar sehr wohl fühlt. Chemische Behandlung kam nicht in Frage, daher begann die Familie die Pflanzen mit Zimmerer-Hammer mühsam einzeln auszugraben. Eine Aufgabe, die sie ein paar Jahre begleiten wird, denn nur durch das kontinuierliche Ausstechen der Pflanzen über ein paar Jahre erfolgt der Rückgang im Bestand schrittweise. Auf einer acht Hektar großen Fläche natürlich eine sehr mühevolle Arbeit. Die Gnadls holten sich Hilfe: bei Nachbarn, Bekannten, Freunden und Verwandten. Zusammen schafften die Beteiligten die seither anfallende Arbeit in zwei bis drei Stunden. So auch vergangene Woche: Inzwischen hat Birgit eine eigene Whatsapp-Gruppe „Kreuzkrautstechen“ gegründet und lädt damit zur Gemeinschaftsaktion ein. Und so trafen sich 25 Leute am vergangenen Dienstagabend. Die Bedingungen waren gut: der Boden weich, aber nicht zu nass, das Wetter schön, aber am Abend nicht mehr zu heiß. In zwei Stunden konnten 30 Müllsäcke mit Wasser-Kreuzkraut gefüllt werden. Sie werden fest verknotet und entsorgt, damit sich die Samen der Pflanzen nicht weiter in der Region vermehren können. Birgit Gnadl bedankte sich für die Hilfe und meinte: „ Es ist uns auch wichtig, dass wir mit dieser Aktion Einblicke in die oft wirklich sehr mühsame Arbeit in der Landwirtschaft geben können. Dass so etwas auch dazugehört, weiß ja sonst niemand.“ Nach getaner Arbeit gab‘s dann natürlich als Dank eine deftige Brotzeit. Alle waren sich einig: Es war wieder richtig anstrengend, aber alle wollen auch bei der nächsten Aktion wieder mitmachen.
Kreuzkraut – schön anzusehen, aber für Rinder und Pferde giftig
Sie wachsen auf trockenen Standorten, feuchten Wiesen und ebenso auf Almwiesen über 2.000 Metern: Das Kreuzkraut besiedelt ein große Bandbreite an Grünlandstandorten. Während das Jakobskreuzkraut nährstoffarme und trockenere Wiesen bevorzugt, tritt das Wasser-Kreuzkraut auf frischen feuchten Wiesen vermehrt auf. Das Alpenkreuzkraut ist an Meereshöhen über 2.000 Meter auf nährstoffreichen Almflächen zu finden. Allen gemein ist, dass sie in allen Entwicklungsstadien, besonders aber in der Blütezeit, ein für Rinder und Pferde hochgiftiges Lebertoxin, Pyrrolizidin-Alkaloid, enthalten. Auf der Weide meiden die Tiere das Kraut. Wird das Gras aber als Heu oder Silage haltbar gemacht, wird es von den Tieren gefressen und kann dann zu Vergiftungserscheinungen führen.
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