Piding: Pünktlich zum Tag der Milch am 1. Juni ist der „Almtruck“ der Molkerei Berchtesgadener Land wieder im Einsatz. So geht es diese Woche zum ersten Mal für heuer zur Milchabholung auf die Winklmoosalm in Reit im Winkl. Aufgrund des nass-kalten Wetters haben die Landwirte relativ spät, aber meist noch rechtzeitig für die Wanderer im Pfingsturlaub aufgetrieben: Diese können sich nun auf vielen Almen über die typische Kulisse mit Kühen, Jungvieh und bewirtschafteten Hütten in der Alpenregion freuen. Und obwohl es für sie kein Freizeitvergnügen, sondern Höchstleistung in der Arbeit bedeutet, freuen sich auch die „Milli-Wagenfahrer“ von Berchtesgadener Land jedes Jahr über den Start der Alm-Saison. Denn die Milchabholung auf bis zu 1.600 Höhenmetern ist eine Besonderheit.
Für Mensch und Maschine ist die Abholung der Bergbauern-Milch auf den Almen eine Herausforderung. Die Maschine, der Berchtesgadener Land „Almtruck“, ist dafür mit einem extrem kurzen Radstand ausgestattet: Damit können die Milchwagenfahrer wie Roland Aicher die meisten Serpentinen in einem Zug durchfahren – die meisten. Manchmal hilft selbst der kurze Radstand nicht mehr, um die extrem engen Kurven wie zur Hochalm in Fieberbrunn auf 1.600 Höhenmetern hinauf in einem Zug durchfahren zu können. Dann rangiert Roland Aicher mit dem „Almtruck“ auf dem schmalen Schotterweg: 28 Prozent Steigung, 40 Zentimeter Spielraum, 11 Mal einlenken. Nervenstärke und Fahrkönnen der Milchwagenfahrer sind vor allem bei den Abfahrten von den Almen gefragt: Die flüssige Ladung schwappt hin und her, schiebt den Truck förmlich bergab. Bremsen, schalten, einschlagen. Der HydroDrive, die hydraulisch angetriebene Frontachse, gibt dem „Almtruck“ den nötigen Halt.
Für Roland Aicher sind die Almfahrten im Sommer immer etwas Besonderes. Schließlich gibt es nur einige Almen auf denen die Milch direkt abgeholt wird. Bei anderen Almen holen die Milchwagenfahrer der Molkerei Berchtesgadener Land die Milch an einem Sammelpunkt ab. So wird die auf den Kallbrunnalmen in den Berchtesgadener Alpen gemolkene Milch mit einem mit Kran ausgestatteten Allrad-Lkw in die Ramsau gefahren und dort von den Tanks in den Sammelwagen gepumpt. Die Almbauern von der Mordaualm in der Ramsau hängen ihre Tanks ans Auto und fahren damit zur Sammelstelle an der Deutschen Alpenstraße, wo der Molkereiwagen die Milch übernimmt. Bei anderen Almen wie der Halsalm in der Ramsau wird die gemolkene Milch vor Ort direkt zu Butter, Buttermilch, Topfen und Käse verarbeitet.
Auf den meisten Almen wird traditionell nicht gemolken. Denn von den über 400 „bestoßenen“ Almen der Landwirte der Molkerei Berchtesgadener Land wird der Großteil für die Jungtiere genutzt. Während junge Rinder und Kälber ihre Sommerfrische in den Bergen verbringen und sich über das artenreiche Buffet an Pflanzen und Almkräutern freuen, leisten die Milchkühe von morgen so ganz nebenbei einen entscheidenden Beitrag zum Erhalt der Kulturlandschaft und den Urlaubsregionen in den Alpen.