Bäuerinnen im Austausch mit Molkerei
22. febbraio 2019

Bäuerinnen im Austausch mit Molkerei

Geschäftsführung und Vorstandsvorsitzender informieren über den Erfolgsweg der Molkerei.

Bäuerinnen stehen in der Landwirtschaft schon lange ihren „Mann“ und tragen Mitverantwortung bei wichtigen Entscheidungen auf dem Hof. Sie sind die Seele des Hofes und verleihen den vielen Familienbetrieben im Einzugsgebiet der Molkereigenossenschaft Berchtesgadener Land durch ihr Engagement über die klassische Landwirtschaft hinaus ein Gesicht. Als Basis hierfür informieren sich die Bäuerinnen der Molkerei jährlich im Rahmen der traditionell im Februar stattfindenden Informationsveranstaltungen aus erster Hand. Insgesamt 795 Bäuerinnen aus dem Milcheinzugsgebiet zwischen Watzmann und Zugspitze waren der Einladung nach Bischofswiesen, Teisendorf, Siegsdorf, Lenggries und Kirchberg/Mattighofen gefolgt, wo sie Vorstand und Geschäftsführung mit viel Information erwarteten und ihnen Rede und Antwort standen.

Nach einer Begrüßung und Einführung durch Andreas Argstatter, Vorstandsvorsitzender der Molkereigenossenschaft Berchtesgadener Land, standen die Milchpreisentwicklung im ablaufenden Jahr sowie die Aussichten für die kommenden Monate im Zentrum. 2018 war ein sehr gutes Jahr für die Molkerei, die wieder einmal ihre Spitzenposition bei den Auszahlungspreisen (siehe Infokasten unten) halten konnte und damit vielen kleinen Familienbetrieben ein Überleben ermöglicht. „Nicht ohne Grund hören bei uns nur etwa halb so viele Betriebe pro Jahr mit der Landwirtschaft auf.“ so Argstatter. Er hoffe auch weiterhin auf eine eher stabile Preissituation, sei jedoch auch in Sorge, dass sich die politische und wirtschaftliche Unsicherheit Großbritanniens und insbesondere Italiens, das traditionell ein wichtiger Absatzmarkt bayerischer Milchprodukte ist, negativ auf den Export auswirken könne.

 

Als Genossenschaft gemeinsam erfolgreich sein

Der große Erfolg der Molkerei sei in den weitsichtigen Entscheidungen der gesamten Genossenschaft und insbesondere im großen Engagement aller Lieferanten begründet, freute sich Argstatter. Die Gesellschaft verändert sich – gefühlt immer schneller. Für die Zukunft von Unternehmen sei es umso wichtiger frühzeitig Trends zu erkennen und Lösungen für die neuen Herausforderungen anzubieten“, so der Vorstandsvorsitzende weiter. Sein besonderer Dank ging hier an alle Mitgliedsbetriebe und dabei ausdrücklich an die Bäuerinnen. All die neuen Anforderungen und Trends der Gesellschaft mitzugehen und diese mit einem enormen Engagement auf den Höfen umzusetzen, sei absolut keine Selbstverständlichkeit und müsse unbedingt gewürdigt werden. Darüber hinaus gelte „Tue Gutes und sprich darüber.“ Der Verbraucher wolle wissen, wie die Landwirtschaft in der Region funktioniert und wie viel unternommen wird, um im Einklang mit Natur und Umwelt zu wirtschaften. „Jede Kindergartengruppe oder Schulklasse auf den Betrieben hilft dabei, dem Verbraucher ein persönliches Bild zu vermitteln und niemand kann das so glaubwürdig wie ihr.“ Die Molkerei wolle engagierte Bäuerinnen auch weiterhin bestmöglich bei der Umsetzung unterstützen und stehe hier jederzeit als Ansprechpartner zur Verfügung, sicherte Argstatter zu.

 

Demeter- und Bergbauern gesucht!

Einen neuen Ansprechpartner hat die Molkerei vorzuweisen: Herr Andreas Argstatter junior, seit Anfang des Jahres neuer Leiter der Abteilung Landwirtebetreuung, stellte sich vor und ging auf verschiedene Themen rund um die Milchabholung wie die Schneesituation, zweitägige Erfassung etc. ein. Unter anderem führte Argstatter junior aus, dass aufgrund der Marktentwicklung derzeit keine neuen Naturland-Bio-Landwirte aufgenommen werden könnten, während weiter ein Bedarf an Demeter-Bio-Landwirten wie auch Bergbauern bestünde.

 

Molkerei besetzt erfolgreich Trends

Abschließend ging Bernhard Pointner, Geschäftsführer der Molkerei, ausführlich auf aktuelle Herausforderungen und Strategien der Molkerei ein: Inzwischen lese man täglich über Plastikmüll und Weichmacher in den Medien. Während andere Hersteller wiederverschließbare Flaschen aus 100% PET eingeführt haben, habe Berchtesgadener Land schon vor 10 Jahren auf die nachhaltige Kartonflasche gesetzt, die zu über 50% aus Papier aus nachhaltiger Forstwirtschaft bestehe. Heute bestünden alle Berchtesgadener Land Frischmilchpackungen aus auf Zuckerrohrbasis beschichtetem Karton und seien damit zu 90% aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt. Kürzlich stellte die Bundeslandwirtschaftsministerin die Salz- und Zucker-Reduktionsstrategie vor. „Wir haben bereits alle unsere Fruchtjoghurts in den vergangenen zwei Jahren überarbeitet und dabei Zucker reduziert und die Zutat Glucose-Fructose-Sirup komplett aus allen Rezepturen verbannt“, informierte Pointner. Um das Thema Biodiversität und insbesondere den Schutz der Bienen kümmere sich die Molkerei und ihre Landwirte nicht erst seit dem Volksbegehren, sondern man habe schon 2014 die ersten Almwiesenmeisterschaften gefördert, das Projekt „Wild und Kultiviert“ gemeinsam mit der UNESCO Biosphäre Berchtesgadener Land durchgeführt, Blühsamenmischungen an Verbraucher und Landwirte verteilt und 2017 Totalherbizide wie Glyphosat auf Grünland und Ackerflächen komplett verboten. Berchtesgadener Land führe seit Jahren erfolgreich Tierwohlschulungen für mehr Kälber-, Euter- und z.B. Klauengesundheit für die Landwirte durch, mache Stallbauseminare und zahle seit 2017 Bewegungsprämien. Faire Preise und Arbeitsbedingungen gelten aber nicht nur für die eigenen Mitglieds-Landwirte, sondern bereits für diverse Zutaten quasi weltweit. So hat Berchtesgadener Land seit 2010 schrittweise im Bio-Sortiment die Zutaten Milch, Zucker, Kakao, Bananen und zuletzt Mangos auf Bio&Fair-Qualität umgestellt.

„Reduzierung von Plastikmüll, Vermeidung schädlicher Weichmacher und sonstiger Schadstoffe, eine möglichst umweltverträgliche und energieschonende Produktion, der Zukauf von fairen Zutaten, Reduzierung von zugesetztem Zucker, unser Einsatz für Blühwiesen und die Honigbiene, der generelle Verbot des Totalherbizids Glyphosat – für all das und noch viel mehr wurden wir vielleicht einst als Spinner belächelt. Heute ist all das Megatrend. Der Verbraucher fordert diese Aspekte zunehmend ein und plötzlich beneiden uns viele, nicht schon früher auf diese Ideen gekommen zu sein.“ führt Bernhard Pointner, Geschäftsführer der Molkerei, weiter aus. Eine besonders große Freude sei hier der Erhalt des Deutschen Nachhaltigkeitspreises im Dezember 2018 gewesen. Diese wichtige Auszeichnung sei Frucht der vielfältigen Anstrengungen bezüglich einer auf Nachhaltigkeit ausgerichteten Unternehmensphilosophie, freute sich Pointner.

 

„Hinter jedem erfolgreichen Mann steht eine starke Frau“

Auf diesem Erfolg dürfe man sich jedoch nie ausruhen. Ständig kämen neue Entwicklungen und Herausforderungen dazu. Die Politik in Bayern ist nur teilweise aktiv, hier erwähnte Pointner Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber besonders lobend. Sie tritt sehr charmant für unsere Landwirtschaft ein ohne Endverbrauchern oder Bauern nach dem Mund zu reden. Damit schafft die Ministerin Transparenz und Vertrauen und fördere ein gutes Klima zwischen Endverbrauchern und Bauern. Aufgrund dieser stetigen Veränderungen betreibe die Molkerei intensiv Marktforschung und versuche mit einem jungen, innovativen Team stets am Puls der Zeit zu sein. In diesem Zusammenhang betonte Pointner: „Jede noch so tolle Idee ist nur in dem Maße gut, in dem sie auch umgesetzt wird. Das ist euer Verdienst und wir danken euch herzlich für euren Tatendrang und eure Offenheit für neue Themen.“ Eines ist dem Geschäftsführer hierbei ganz besonders wichtig - „Hinter jedem erfolgreichen Mann steht eine starke Frau! Wohl nirgends ist das so richtig und wichtig wie auf unseren rund 1.800 Familienbetrieben. Das was unsere Molkerei und unsere Marke beim Verbraucher so beliebt macht, ist sehr oft gerade das, was ihr Bäuerinnen aus den Höfen macht. Einfach nur Milch zu produzieren, können heute auch viele andere gut. Aber dieses sympathische, persönliche Gesicht, das ihr uns verleiht, soll uns erst mal jemand nachmachen.“ So beschloss Pointner einen gelungenen Nachmittag mit zahlreichen Informationen und anregenden Diskussionen und wünschte allen Beteiligten ein erfolgreiches neues Milchwirtschaftsjahr.

 

bsh

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