„Und dann kam Greta“ brachte Geschäftsführer Bernhard Pointner bei der traditionellen Betriebs- und Weihnachtsfeier der Molkerei Berchtesgadener Land die gesellschaftliche Entwicklung im Jahr 2019 auf den Punkt. Und diese traf laut Pointner auf eine bestens vorbereitete Molkerei: Berchtesgadener Land hatte sich seit Jahren intensiv und abteilungsübergreifend mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäftigt und nimmt eine Vorreiterrolle unter den Molkereien ein. Dafür und dem damit verbundenen Fleiß, Engagement und Mittragen zukunftsweisender Entscheidungen dankte der Geschäftsführer Mitarbeitern, Vorständen und Aufsichtsräten in der Genossenschaftsmolkerei herzlich – und dann kam der Nikolaus.
Fast 400 Mitarbeiter waren der Einladung zur Weihnachtsfeier im Poststall in Teisendorf gefolgt. Bernhard Pointner blickte in seiner Rede mit Stolz auf das Erreichte zurück und sparte nicht an Lob. Viele Genossenschaftsmolkereien seien in den vergangenen Jahren vom Markt verschwunden. Bei Berchtesgadener Land hingegen geben sich Politiker, Funktionäre und Manager des Lebensmitteleinzelhandles in der 2017 eingeweihten Markenwelt die Klinke in die Hand. Diese Entwicklung steht und fällt laut Pointner mit den für die Molkerei ins Ehrenamt gewählten Vertretern von Vorstand und Aufsichtsrat. Diese tragen bei der Molkerei Berchtesgadener Land stets moderne, zukunftsorientierte Entscheidungen mit und unterstützten den Start für moderne Vertriebswege wie den Onlinehandel und genehmigten in den vergangenen Jahren 120 Millionen Euro Investitionen in neueste Produktionstechnik. All diese zukunftsweisenden Entscheidungen seien die Basis für das im Markt überaus erfolgreiche Agieren der heimischen Molkerei, so Pointner. Nur so war es möglich, 332 Millionen Kilogramm Milch 2019 zu erfassen, zu 380 Millionen Packungen an Premiumprodukten zu verarbeiten, erfolgreich zu vermarkten und dafür an die Landwirte wieder die mit Abstand höchsten Milchpreise für Bio und konventionelle Milch zu zahlen.
Noch vor wenigen Jahren kannte man die Molkereigenossenschaft vor allem in Bayern. Heute sei man im Segment Frischmilch Marktführer in Bayern, bei Sahne nationaler Marktführer und eine der führenden Premiummarken in Deutschland. Den Erfolg der Molkerei unterstrich deren Geschäftsführer mit einprägsamen Zahlen: pro Sekunde Ladenöffnungszeiten werden 24 grüne Milchprodukte verkauft und alle 18 Sekunden informieren sich Kunden auf Homepage, Facebook oder Instagram über Berchtesgadener Land.
Und dieser Erfolg beruhe nicht zuletzt auf den Kernwerten Herkunft, Fairness und Nachhaltigkeit der Molkerei Berchtesgadener Land, die genau dem Zeitgeist entsprechen. Den Deutschen Nachhaltigkeitspreis zu erhalten und sich somit als nachhaltigste Molkerei zu positionieren sei gelungen, weil alle Mitarbeiter auf die aktuell im Focus stehenden Themen wie Nachhaltigkeit, Tier und Umweltschutz schon seit Jahren ihr Augenmerk legen. So haben sich alle Abteilungen mit Einsparungen bei Wasser-, Energie-, Diesel- oder Plastikverbrauch intensiv auseinandergesetzt, Verbesserungen gesucht und schließlich umgesetzt. Tierwohl, Umweltschutz und Nachhaltigkeit – bei all den Themen sei die Molkerei absoluter Vorreiter.
Ziel 2020: 150 Tonnen Plastik sparen
Trotz des erfolgreichen Geschäftsjahrs 2019 machte Pointner aber in seinem Ausblick deutlich, dass die Molkerei in den nächsten Jahren vor großen Herausforderungen stehe. Die aktuellen Wirtschaftsprognosen sähen leider nicht so rosig aus. Die bevorstehende Konjunkturflaute habe bereits viele umliegende Firmen erreicht. Wenn eine der wichtigsten deutschen Wirtschaftsbranchen, der Autobau inkl. Zulieferer, Job-Abbau anmelde, treffe das auch die Hersteller von Premiumlebensmitteln, machte Pointner deutlich. War man in den vergangenen Jahren deutlich gewachsen, so geht Pointner davon aus, dass die Wachstumsgeschwindigkeit nicht weiterhin auf einem ähnlich hohen Niveau gehalten werde. Größe und Wachstum seien keine strategischen Ziele, erklärte der Geschäftsführer. Der Focus liege vielmehr darauf, das bestehende Sortiment noch mehr nach den Kundenwünschen auszurichten. So werden nach Frischmilch zukünftig auch die Verpackungen von H-Milch und Milchmischgetränken auf biobasierten Kunststoff, also aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellte Kunststoffe, umgestellt. Weitere Produkte werden im plastikreduzierten Zweikomponentenbecher abgefüllt und auf Plastikstülpdeckel will man komplett verzichten. Hochgerechnet werde man mit diesen Maßnahmen ca. 150 Tonnen Plastik im kommenden Jahr einsparen.
Ein weiterer Schwerpunkt wird die direkte Kommunikation mit dem Verbraucher sein. „Wir werden die Führungen in der Molkerei multimedial, emotional und jünger machen“, blickte Pointner ins nächste Jahr. Besonders Kindern und Jugendlichen werde man gemeinsam mit den Landwirten zeigen, wie eine nachhaltige Milcherzeugung mit gentechnikfreier Fütterung, ohne Übersee-Soja und Glyphosat in der Bergregion aussieht. Damit baut die Molkerei konsequent auf die Wertschätzung für die aufwändig in der Bergregion erzeugte Milch.
Dies ist und war nicht die einzige „Baustelle“ wie Pointner informierte: Die Erweiterung der Verwaltung ist fast abgeschlossen und eine vierte Produktionshalle, entscheidend für die Abfüllung der H-Milch in nachhaltigerer Verpackung ohne Alu - wird noch vor Jahresende unter Dach kommen. 2020 gelte es dann den Innenausbau und schließlich 2021 die Anlagen und Maschinen in den neuen Produktionsbereich zu installieren. Mit einem geplanten neuen Parkhaus setze man auf steigende Elektromobilität bei den Mitarbeitern und werde entsprechende Lademöglichkeiten vorsehen. Ein Aufbau einer Flaschenabfüllanlage ist geplant, um auch in Zukunft noch mehr Produkte in Glas anbieten zu können.
Auf den Ausblick des Geschäftsführers folgte der Rückblick des Nikolaus und dieser hatte - nicht ganz unbegründet - ein paar Kramperl dabei. Nicht der Nikolaus, sondern der Geschäftsführer durfte anschließend 36 Mitarbeitern für 10, 25- und sogar 40 Jahre Betriebszugehörigkeit gratulieren (siehe gesonderter Bericht). Eine der Ehrungen übernahm Vorstandsvorsitzender Andreas Argstatter: Sie galt Bernhard Pointner, der seit 10 Jahren im Dienst der Genossenschaftsmolkerei steht.
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