Mit Weihrauch und gesegnetem Salz in den Stall
20. ottobre 2023

Mit Weihrauch und gesegnetem Salz in den Stall

Gelebte Tradition der Rauhnächte auf den Bauernhöfen in der Alpenregion

Piding: Es ist eine ganz besondere Zeit, die 12 Nächte zwischen dem 25. Dezember und dem 6. Januar, also im Übergang zwischen den Jahren. Sie werden dazu genutzt, ein wenig in sich zu gehen, zu überlegen, wie war das letzte Jahr, was wünsche ich mir fürs neue Jahr? Dazu passt das jahrhundertealte Ritual des Räucherns, das mit  Abschluss der Rauhnächte zwischen Weihnachten und dem Dreikönigsfest am 6. Januar endet. In dieser Zeit werden besonders in der Alpenregion nach traditionellem Brauch Haus, Hof und Stall geräuchert. Mensch und Vieh sollen damit vor Krankheiten geschützt und gesegnet und alte, negative Energien verbannt werden, um Platz für Neues zu schaffen. So auch am Naturland-Hof der Familie Ramstetter im Berchtesgadener Land, die wie viele der 1.800 Landwirt:innen der Molkerei Berchtesgadener Land dem Ritual folgen. Ihre wichtigsten Utensilien sind dabei ein altes Bügeleisen, Kohle, Weihrauch und die Kräuter aus dem geweihten Kräuterbuschen von Maria Himmelfahrt. Im Anschluss an das Räuchern werden die Räume mit Weihwasser gesegnet und die Tiere bekommen gesegnetes Salz ins Futter.

Diesen traditionellen Brauch praktizieren auch die Sternsinger:innen, die üblicherweise von Tür zu Tür ziehen, ihre Segensgrüße sprechen, mit dem Rauchfass die Hauseingänge räuchern und zum Abschluss mit Kreide die Segensformel an die Türen schreiben: 20 C + M + B 24. Auch Andreas, Julia und Maria, die drei Kinder der Familie Ramstetter, waren schon oft als Sternsinger unterwegs. Haus, Hof und Stall werden bei den Ramstetters traditionell – wie jedes Jahr - gesegnet. Josef Ramstetter wird dazu am Dreikönigstag im neuen Jahr mit der Familie mit Weihwasser, Salz und einem alten, mit Kohle und Kräutern gefüllten heißen Bügeleisen räuchernd den Hof abgehen. Begonnen wird in der Stube, und der Abschluss ist dann im Stall, wenn er den Futtertisch an den Kühen und Kälbern entlang abgeht. „Das haben schon die Schwiegereltern so gemacht und diese Tradition des guten, gestärkten Neubeginns am Jahresanfang wollen wir auch an unsere Kinder weitergeben. Das ist uns ganz wichtig“, so Josef Ramstetter.

Alte Traditionen erleben einen Auftrieb

Das Interesse am Räuchern nimmt derweil wieder zu. Sandra Hörterer, Kräuter- und Räucher-Expertin und selber Bio-Bergbäuerin der Molkerei Berchtesgadener Land gibt ihr Wissen immer wieder mal in Räucherkursen weiter.

 

Tipps von Bergbäuerin Sandra Hörterer zum Räuchern:

  • Im Haus immer in der Küche beginnen, dann in den Keller.
  • Im Uhrzeigersinn jeden Raum ausrauchen.
  • Ecken und Nischen räuchern, wo oft alte Energien hängen.
  • Auf die eigene Intuition vertrauen.
  • Nach dem Räuchern alles gut durchlüften.

Räuchermischung zur Reinigung:

  • Fichte: reinigt Haus von Schwere und Beengtheit
  • Wacholder: stark reinigend – desinfizierend
  • Mistel: segnend, stark schützend, neutralisiert Spannungen
  • Salbei: reinigt, klärt die Raumluft und das Gehirn

Bildunterschrift:

Familie Ramstetter aus Rückstetten räuchert traditionell Haus, Hof und Stall. Zum Räuchern wird dazu ein altes Bügeleisen, das mit Kohle aus dem Küchenofen, Weihrauch und Kräutern vom geweihten Kräuterbuschen von Maria Himmelfahrt gefüllt ist, verwendet. Außerdem wird mit Weihwasser gesprengt und die Tiere bekommen gesegnetes Salz.

Bildquelle:
Molkerei Berchtesgadener Land

bsh

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