Piding: Ob mit dem Unimog mit Anhänger oder dem Milchsammelwagen neuester Generation – seit 75 Jahren ist es die Firma Maltan, die im inneren Landkreis Berchtesgadener Land die Milch abholt. Egal mit welchem Gefährt, egal bei welcher Witterung, die Milch der Bergbauern* am Fuße des Watzmanns holt das Unternehmen aus der Schönau. Dabei geht die Tour sommers wie winters über abgelegene Weiler in Marktschellenberg oder am Königssee bis zu 1000 Hm rauf auf das Schwarzeck in Ramsau. Und seit über 60 Jahren endet die Tour für die Maltan-Milliwagenfahrer in Piding bei der Molkerei Berchtesgadener Land. Die beiden Geschäftsführer blicken anlässlich des 75. Jubiläums der Milchabholung bei dem Schönauer Unternehmen auf diese jahrzehntelange, regionale Zusammenarbeit zurück und stellen bereits zu Beginn der Maltanschen Milchsammlung 1945 einen gemeinsamen Anknüpfungspunkt über die damalige Molkerei Sturm in Berchtesgaden fest.
1945 stieg das Familienunternehmen Maltan in die Milchbranche ein. Mit einem Lastwagen (Holzgaser) mit Wechseltank transportierte das Fuhrunternehmen Milch für die Molkerei Sturm in Berchtesgaden, die von den Bauern noch selbsttätig angeliefert wurde. 1953 übernahm der Schönauer Familienbetrieb dann die ganze Milchsammlung im inneren Talkessel für die Molkerei Sturm. Die Umstellung auf ein „Kannenwechselsystem“ stellte die Abholung der einzelnen Milchmengen bei den Bergbauern sicher. Im Einsatz war dabei ein Unimog mit Anhänger. Die vollen Milchkannen nahm der Fahrer mit, die leeren, gereinigten stellte er am Sammelplatz für die Bauern wieder ab.
1959: Der Beginn einer neuen Ära der Milcherfassung
Dieses System war auch 1959 bei der ersten Fahrt nach Piding noch im Einsatz. Damals hatten die Brüder Sturm ihre Molkerei aus Altersgründen an die Pidinger Molkereigenossenschaft übergeben. Für die Firma Maltan hat mit der Molkerei Sturm der Milchtransport begonnen, für die Molkerei Berchtesgadener Land mit der Erweiterung des Milcheinzugsgebietes eine neue Ära der Milcherfassung. 280 Milcherzeuger kamen so auf einen Schlag als Mitglieder zur Genossenschaft dazu. Und die Abholung rund um den Watzmann stellte und stellt die Molkerei samt ihrer regionalen Spedition noch heute täglich vor Herausforderungen. So heißt es in der Festschrift der Molkerei Piding zum 40. Jubiläum im Jahre 1967: „So schön das Berchtesgadener Land für Besucher und Gäste ist, so schwierig ist es für eine Molkerei, in dem weit verzweigten Hochgebirgsgelände die Milch zu erfassen. Die Bergbauernhöfe der Milcherzeuger stehen größtenteils an steilen Berghängen. In Höhen bis zu 1000 Metern wird der Boden von ihnen mühsam bewirtschaftet.“ Eine Aussage die der Geschäftsführer der Molkerei Berchtesgadener Land, Bernhard Pointner, auch heute noch genauso unterschreiben kann: „Das Bergbauerntum und die Bewirtschaftung von Steilflächen und Almen hat bei uns Tradition. Die Herausforderung für die Bergbauern und die Milchwagenfahrer ergibt sich seit jeher durch unsere alpine Naturlandschaft – auch im Jahr 2020.“
1974: Das erste Milchsammelfahrzeug on tour
Das gilt auch trotz Umstellung auf modernste Fahrzeuge. 1974 hatte das Wechselsystem ausgedient, seitdem sind bei dem heimischen Unternehmen spezielle Milchsammelfahrzeuge im Einsatz. Der Fuhrpark wird seitdem regelmäßig modernisiert. In enger Absprache mit der Molkerei, um die Qualitätsstandards zu sichern, investiert die Spedition regelmäßig in neue Milchsammelwagen. Auch mit ihren heute technisch hochmodern ausgestatteten Fahrzeugen sind die Milchfahrer täglich gefordert. Die Abholung der Bergbauernmilch auf 1000 Höhenmeter bedarf vor allem jetzt im nahenden Winter guter Nerven und immer griffbereiten Schneeketten.
„Wir sind stolz, dass wir seit 75 Jahren, 365 Tage im Jahr, die Milchabholung in unserer Heimat im Talkessel übernehmen dürfen. Es ist einfach was Besonderes so ganz aktiv dazu beizutragen, dass es die gute Milch von unseren kleinen Bergbauern gibt“, betont Geschäftsführer Sepp Maltan. Tatsächlich spielt die Abholung in Hofnähe bei manchem Landwirt die entscheidende Rolle, erklärt Bernhard Pointner: „Wenn unsere Nebenerwerbsbauern mit 10 Kühen vor ihrer Arbeit noch lange bis zum Sammelplatz unterwegs sein müssen, dann geben sie die Milchwirtschaft auf, weil sich der Aufwand irgendwann nicht mehr lohnt.“ Und genau das versucht die Molkerei in Zusammenarbeit mit der Firma Maltan vor Ort durch die gezielte Abstimmung der Touren zu verhindern. Und so holen Molkerei und Maltan hoffentlich auch die nächsten 75 Jahre zusammen die Milch von den heute noch verbliebenen 85 Bergbauernhöfen im inneren Talkessel.