Molkereigenossenschaft setzt sich für Stammkundschaft ein</span><span> 
28. April 2022

Molkereigenossenschaft setzt sich für Stammkundschaft ein 

Berchtesgadener Land Geschäftsführer erläutert auf der Generalversammlung Strategie gegen den Trend

Piding: Das Thema, von dem alle betroffen sind, war auch das Thema auf der 90. Generalversammlung der Molkerei Berchtesgadener Land, die am Dienstag, 26. April 2022, in der Chiemgau-Arena in Ruhpolding via Autokino abgehalten wurde: die massiven Preissteigerungen in allen Lebensbereichen. Zwei Jahre Corona und der Ukrainekrieg haben auch massive Auswirkungen auf die heimische Molkereigenossenschaft, ihre rund 1.800 Landwirt:innen und deren Stammkund:innen. Nach der Beschreibung der wirtschaftlichen Lage und deren Auswirkungen auf das Unternehmen legte Geschäftsführer Bernhard Pointner ausführlich die Strategie dar, die die Molkerei zusammen mit ihren Landwirt:innen und ihrer Stammkundschaft möglichst gut durch diese Jahrhundertkrise führen soll: Alle Mehrkosten, die auf Seiten der Landwirtschaft und der Molkerei entstehen, auf die treuen Kund:innen der Molkerei umzulegen, kommt für Pointner nicht in Frage. Vielmehr nimmt er die Molkerei mit einem umfangreichen Sparprogramm in die Pflicht: Geplante Investitionen werden zurückgestellt, das Marketingbudget gekürzt, die Personaldecke eingefroren, Prozesse und das Produktsortiment stehen auf dem Prüfstand und die Gewinnprognose wird laut Pointner auf null gefahren.

Der Einladung zur Generalversammlung waren 259 Mitglieder gefolgt, die via Autoradio den Grußworten der Ehrengäste folgten. Ruhpoldings Bürgermeister Justus Pfeifer stellte die Bedeutung der Landwirtschaft für die Versorgung der Bevölkerung mit Grundnahrungsmitteln in den Fokus seiner Rede. Der Vorstand des Genossenschaftsverbands Bayern Siegfried Drexl stellte heraus, wie wichtig es in der aktuellen Lage ist, die Nerven zu bewahren und die Weichen für die Zukunft richtig zu stellen. Der Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbandes Georg Baumgartner bedankte sich bei den Bauern:Bäuerinnen für ihre Arbeit für die Gesellschaft und nutzte die Generalversammlung, um sich in seiner Position als Kreisobmann für das Berchtesgadener Land zu verabschieden. Aufsichtsratsvorsitzender Anton Berger, Vorstandsvorsitzender Andreas Argstatter und Geschäftsführer Bernhard Pointner stellten die aktuelle Lage der Genossenschaft sowie die Strategie für das kommende Jahr vor. Die Bilanz wurde von Revisorin Antonia Schneider vom Bayerischen Genossenschaftsverband vorgestellt.  

 

Strategie gegen steigende Verbraucherpreise

Alle Reden fokussierten sich auf die aktuell sehr schwierige wirtschaftliche Gesamtsituation, die mit der Corona-Pandemie vor zwei Jahren begonnen hatte und seit dem Frühjahr von den drastischen Auswirkungen des Ukrainekriegs überholt wird. Energie, Verpackung, Maschinen, Ersatzteile und Rohstoffpreise steigen u.a. durch unsichere Verfügbarkeiten, private wie industrielle Lagerhaltung und unterbrochene Lieferketten. Alle Redner betonten, dass die daraus resultierenden Preissteigerungen Verbraucher:innen, Landwirt:innen und die Molkerei als Wirtschaftsunternehmen gleichermaßen treffen.

Die Preise für Butter und Milch des Premiumherstellers sollen nicht in Dimensionen steigen, die der langjährigen Stammkundschaft die Möglichkeit nehmen, „ihre“ Milch und Butter einzukaufen. „Uns ist es ein Anliegen, dass Kund:innen, die seit Jahrzehnten unsere Produkte kaufen, dies auch weiterhin tun können. Viele greifen aufgrund unserer Werte wie Fairness und Nachhaltigkeit zu unseren Produkten und haben dafür auch mehr Geld in die Hand genommen. Wir möchten nicht, dass Stammkund:innen nun aus rein finanziellen Gründen darauf verzichten müssen. Fairness gilt für uns auch gegenüber unserer Kundschaft“, erklärte der Geschäftsführer am Rande der Generalversammlung.

Als Genossenschaft ist ein fairer Milchauszahlungspreis für die Landwirt:innen das Basisziel. Dass die Molkerei Berchtesgadener Land seit Jahren die Milchpreistabelle angeführt hat, liegt an dem Vertrauen der Kund:innen, betonte auch der Vorstandsvorsitzende Andreas Argstatter. So lag die Molkerei beim Milchpreis 2021 (siehe Infokasten) wieder über dem bayerischen Durchschnitt und bei konventioneller Milch in Deutschland und Österreich erneut an erster Stelle. Im laufenden Jahr wird diese Position leider nicht gehalten werden können, machte Aufsichtsratsvorsitzender Anton Berger in seinen einleitenden Worten deutlich und erklärte: „Wichtiger als ein kurzfristig hoher Milchpreis ist es, einen konstant hohen Milchpreis zu zahlen“. Nur so sei eine langfristige Kalkulation auf den Höfen möglich. Bernhard Pointner kündigte für das laufende Jahr eine weitere Anhebung des Milchpreises an, der seit 2021 bereits schrittweise um 4 Cent angehoben worden ist. Der Geschäftsführer betonte in diesem Zusammenhang auch: „Mit der Auszahlung höchster Milchpreise alleine werden wir die Molkerei nicht heil aus dieser Krise führen: Die Molkerei braucht die Landwirt:innen als wichtigste Rohstofflieferanten, aber ebenso die Kund:innen für den Kauf unserer Markenprodukte. Und eins ist klar: Nur wenn beide der Genossenschaft weiter treu bleiben, haben wir eine Chance. Jeder von uns zahlt für diesen Krieg und kein Berufsstand, kein Einzelner wird verschont werden.“

Bildunterschrift:

Die 90. Generalversammlung der Milchwerke Berchtesgadener Land fand via Autokino in der Chiemgau-Arena in Ruhpolding statt.

Bildquelle:

Molkerei Berchtesgadener Land

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